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Gelungene Generalprobe für Monte Carlo

12. Juli 2011

Bericht Berliner Meisterschaft Juli 2011

Bestes Sommerwetter mit fast tropischen Temperaturen, die es erlaubten, einige Matches im Freien zu spielen, die Teilnahme alter, schon verloren geglaubter Bekannter und neuer Gesichter, ein Workshop auf hohem Niveau und spannende Matches kennzeichneten das Juliturnier der Berliner Meisterschaft, zu dem trotz des Sommerferienbeginns 24 Teilnehmer erschienen waren.

Strategien im Matchplay

Am Anfang des Turniertages stand wieder ein Workshop: Christian Plenz widmete sich in seinem Vortrag Spielführung und Strategie im Matchplay, insbesondere mit dem Verdopplungswürfel.

Christian Plenz während seines Workshops

Er hatte zunächst eine Reihe von Positionen zusammengestellt, bei denen er verdeutlichte, wie sehr die richtige Cube Decision im Matchplay vom Spielstand abhängig ist und von den Cube Decisions im Moneygame abweichen kann – insbesondere bei hohen Führungen und Rückständen und bei bestimmten Matchscores zum Matchende hin. Das Paradebeispiel ist hier 4weg 2weg – also beispielsweise der Spielstand von 3:5 in einem 7-Punkte-Match – eine Situation, bei dem die Keule des Zurückliegenden besonders locker sitzen muss, denn durch eine Verdopplung kann der Verfolger nicht nur die Gammons des Gegners entwerten und in der Folge besonders agressiv aufspielen. Denn ein gewonnenes Spiel bringt den Ausgleich und gelingt ein Gammon, ist das gar der Matchgewinn. Auf der anderen Seite ist es nicht immer so, dass ein Rückstand einen besonders offensiven Umgang mit den Checkern und dem Doppler erfordert – Vorsicht ist für den Zurückliegenden besonders dann geboten, wenn der Führende nur noch 2 Punkte zum Matchgewinn braucht und keine Gammons in Sicht sind.

Zuhörer beim Workshop

Christian schloss sein sehr erhellendes Referat mit einer kleinen Übersicht über die Spielstände im Fünfpunktmatch ab, also über Situationen, die jeder Backgammonspieler kennt. Er zeigte anhand dieser Matchstände, wann und warum sich ein offensiver, defensiver oder neutraler Umgang mit dem Verdopplungswürfel und davon abhängig mit den Spielsteinen anbietet. Danke, Christian, wir würden uns über eine Fortsetzung und Vertiefung bei Gelegenheit freuen!

Vorrunde

Etwa die Hälfte des Teilnehmerfeldes geht derart mit Wissen versorgt gut gerüstet in die Vorrunde der Berliner Meisterschaft im Juli – die Fünfpunktmatches sind ja geradezu prädestiniert dafür, die Erkenntnisse dieser Schulung anzuwenden. Unter den 24 Teilnehmern sind mit Nicola Moede und Selim Sehm zwei Neulinge, die wir an dieser Stelle herzlich bei Berlin Backgammon und unseren Turnieren wilkommen heißen!

Glückwunsch! Jan gratuliert Neuling Selim

Im Turnierverlauf zeigt sich bald, dass sich einige Spieler von Anfang an im Vorderfeld festsetzen und zielgerichtet in Richtung Finalrunde marschieren. Nach drei Runden sind noch drei Spieler ohne Niederlage: Peer Röwer, der sich für sein enttäuschendes Abschneiden im Juni revanchieren will. Martin Birkhahn, der mal wieder aus Schwerin angereist ist und ebenfalls den Ehrgeiz hat, nach drei eher enttäuschenden Teilnahmen sein Können in zählbare Resultate umzusetzen. Und Helmut Krausser. Zwar befindet der sich nach einem Seuchenjahr 2010 wieder im Aufwind und konnte sich 2011 schon dreimal für die Finalrunde der besten acht qualifizieren. Aber würde er ausgerechnet nach einem einwöchigen New-York-Aufenthalt und direkt nach der anstrengenden Rückreise mal wieder durchstarten können?

Nach vier von fünf Vorrundenmatches können sich weitere Spieler im Vorderfeld platzieren, auch sie haben mit 3 Siegen beste Chancen, die Finalrunde um den Turniersieg zu erreichen: Matthias Strumpf, Dankwart Plattner und der Ranglistenführende Christian Plenz sind keine unbekannten Gesichter in der Finalrunde. Das ist Leo Waters auch nicht. Bei seiner ersten Teilnahme in diesem Jahr hat er erneut einen starken Auftritt: Willkommen zurück Leo!

Die letzte Runde bringt Spannung, aber keine großen Veränderungen mehr: Christian, Dankwart, und Helmut siegen und bleiben unter den besten acht. Matthias muss sich Christian geschlagen geben, aber seine gute Buchholzwertung sichert auch ihm die Finalrundenteilnahme. Zu ihnen gesellt sich durch seinen dritten Sieg und dank guter Buchholzwertung noch Hartmut Schuler – zum dritten Mal hintereinander bei seinem vierten Auftritt überhaupt bei der Berliner Meisterschaft. Leo aber verliert und muss in die Relegation, denn Andreas Wagener, der zum zweiten Mal dabei ist, siegt in der letzten Vorrunde und schiebt sich dank guter Buchholzwertung weit nach vorne. Bei Punktgleichheit und gleicher Buchholzwertung muss ein Stechen entscheiden. Leo gewinnt das schnelle 1-Punkt-Match, auch er ist in der Finalrunde!

Ganz vorn sind Martin Birkhahn und Peer Röwer natürlich schon qualifiziert, doch die letzte Runde bringt das direkte Duell der beiden ungeschlagenen Spitzenspieler, die zusammen das Doppelturnier der Berliner Meisterschaft 2010 gewonnen haben. Platz 1 nach der Vorrunde sichert sich dabei Martin, der die Vorrunde damit mit einer makellosen Bilanz von 5 Siegen abschließt und als nomineller Favorit auf den Turniersieg ins Viertelfinale geht. Doch wie derjenige weiß, der regelmäßig die Berichte von der Berliner Meisterschaft verfolgt: In diesem Jahr war es meistens so, dass 5 Siege in der Vorrunde ein Ausscheiden im Viertelfinale zur Folge hatten…

Second Chance

In die Second Chance müssen einige Spieler, die sich gewiss mehr versprochen haben: Klaus Klein und Ralf Sudbrak belegen die Plätze 2 und 3 in der Saisonwertung, aber heute reicht es bei beiden nicht für einen vorderen Platz. Werden sie ihre zweite Chance in der Second Chance nutzen können? Nein – auch hier ist weit vor dem diesmal einzigen Geldrang Feierabend.

Wenig mehr zu melden als Niederlagen, frustrierende Erlebnisse und Badluckstories haben auch Titelverteidiger Daniel Kotrc und Jan Jacobowitz: Daniel, der in der Vorrunde zweimal eine 4-0 Führung aus der Hand gegeben hatte, verabschiedet sich im Viertelfinale der Second Chance gegen Julian Becker – passend zu seinem Auftreten an diesem Tag nach einer 4-0-Führung.

Kiebitze bei einem Match

Jan schnuppert nochmal an den Preisgeldrängen, aber im Halbfinale der Second Chance stellt Dieter Münster das Stoppschild auf – genau wie Vitali Olchanski für Julian Becker die Endstation im Turnier markiert.

Ralf Sudbrak kann zwischenzeitlich wenigstens das Satellitenturnier für die Berliner Meisterschaft im August gewinnen, wo er dann einen neuen Anlauf starten kann, genau wie Klaus, Daniel, Jan und alle anderen Spieler, deren Hoffnungen diesmal nicht in Erfüllung gegangen sind. Auf ein Neues!

Im Finale der Second Chance bekommen so Dieter Münster und Vitali Olchanski die Chance, schon die Berliner Meisterschaft im Juli mit einem kleinen Titel versöhnlich und erfolgreich abzuschließen. Dieter, der nach einer längeren Pause wieder Turnierluft schnuppert und hoffentlich Gefallen daran gefunden hat, geht in diesem Siebenpunktematch 5-1 in Führung. allerdings gibt er dann ein leichtsinniges Doppel, das er im Nachhinein wohl als unnötig betrachten dürfte. Denn ‚Lucky Luke‘ Vitali nutzt mit der ihm eigenen Aggressivität im Spiel die Gelegenheit, sofort zu redoppeln, das Match zu wenden und Gammon und die Second Chance zu gewinnen, nachdem er schon im Februar das Finale erreicht hatte – herzlichen Glückwunsch Vitali! Und Kompliment an Dieter, der sich wieder als Backgammonspieler in Erinnerung gebracht hat.

Finale der Second Chance

Finalrunde

Im Viertelfinale der Finalrunde müssen Leo Waters (gegen Martin), Hartmut Schuler (gegen Helmut) und Dankwart Plattner ihre Koffer packen. Dankwart liefert sich dabei mit Matthias einen langanhaltenden Stellungskampf, der durch ein gedoppeltes Gammon beim Stand von 2-2 auf 7 Punkte zu Ungunsten von Dankwart vorentschieden wird. Ein dramatischer Fight tobt zwischen Peer Röwer und Christian Plenz: Christian geht im Siebenpunktematch 4-0 in Führung, was Peer jedoch in einer beeindruckenden Aufholjagd kontern kann. Bei einer 6-4 Führung ist es dann Peer, der kurz vor dem Sieg steht, doch Christian kann im (vor)letzten Moment des Bearoffs mit einem Pasch-5 dem Teufel von der Schippe springen und sich retten, bevor er dann das Match endgültig zurückdreht und das Halbfinale erreicht. Dennoch Kompliment an Peer und die anderen Ausgeschiedenen des Viertelfinals!

Die Halbfinalisten haben bereits Geldplätze erreicht, somit ist allein schon deshalb für Martin, Matthias, Helmut und Christian das Juliturnier der Berliner Meisterschaft ein Erfolg. Martin, Helmut und Matthias waren zudem in den letzten anderthalb Jahren auch nicht gerade erfolgsverwöhnt, sodass sie das Turnier schon jetzt auf der Habenseite verbuchen können. Das gilt auch für Christian, der schon vor dem Halbfinale sicher sein kann, seine Führung in der Jahresrangliste zu behaupten.

Christian muss allerdings anschließend Federn lassen. Zunächst verliert er sein Halbfinale gegen Martin Birkhahn, der auch im siebten Spiel des Turniers ohne Niederlage bleibt und im Finale steht! Das Ergebnis von 7-0 läßt auf ein unspektakuläres Match schließen, aber für beide Spieler ermittelt das Spielprotokoll danach herausragende Werte von 2,2 und 2,3 (Peformance Rating von XG). Im anderen Halbfinale kann sich Matthias Strumpf gegen Helmut Krausser durchsetzen und erreicht sein zweites Finale in diesem Jahr!

Helmut lässt sich von der Niederlage im Halbfinale nicht aus der Bahn werfen. Vom Jetlag gezeichnet, tritt er im Spiel um den dritten Platz gegen Christian an und kämpft sich aufs Treppchen. Herzlichen Glückwunsch! – Respekt und Kompliment aber auch an Christian Plenz, der zum dritten Mal in diesem Jahr das Halbfinale des Turniers erreicht und dazu noch einmal die Second Chance gewonnen hat. Ein Muster an Konstanz in diesem Jahr.

Finale

Christian ist nach dem kleinen Finale noch in der Lage, das große Finale mitzuschreiben – herzlichen Dank für den im wahrsten Sinne des Wortes unermüdlichen Einsatz für das Berliner Backgammon, Christian!

Dort stehen sich mit Matthias Strumpf und Martin Birkhahn zwei Sidepoolspieler gegenüber, und zwei Kontrahenten, die beide schon auf eine Reihe von Erfolgen zurückblicken können. Und wie die Mitschrift am Ende zeigen wird, trügen die hohen Erwartungen an das Finale nicht.

Handshake zwischen den Turnierfinalisten Martin und Matthias

Beide starten jedoch leistungsmäßig etwas holprig ins Finale, das auf 9 Punkte gespielt wird. Dabei kann Matthias zunächst in Führung gehen, nach drei Partien steht es 4-1. Der Eindruck, dass Martins Erfolgsweg im Finale zu Ende geht, wird unterstrichen, als er anschließend nach dem Eröffnungswurf mit einem Pasch-5 auf die Bar gestellt wird und ein zweiter Blot geschlagen zu werden droht. Klares Pass, als Matthias anschließend doppelt?

Weiß (Matthias) führt 4-1 und ist am Wurf. Cube Action?

Bei vielen Spielständen auf jeden Fall. Auch im Moneygame ist dies eine Referenzposition für Double und Pass. Würde beispielweise Martin 4-1 führen, wäre das Pass Pflicht und eine Annahme ein riesiger Fehler, der mehr als 0,3 Equity kosten würde. Und auch bei ausgeglichenen oder knappen Matchscores – besonders solchen, in denen Weiß eine gerade Anzahl von Punkten zum Matchgewinn braucht wie 1-1, 3-3, 3-5 oder 3-2 – wäre die Verdopplung abzulehnen.

Hier allerdings ist überraschenderweise die Verdopplung nur knapp korrekt und die Ablehnung Martins ein großer Fehler, der mehr als 0,3 Equity kostet. Ein später Begleitkommentar zu Christians Workshop über strategische Entscheidungen im Match in Abhängigkeit von unterschiedlichen Spielständen!

Vielleicht aber hat Martin auch nur Kraft für die nächste Partie gesammelt: Er liegt 1-5 zurück, gibt früh den Doppler, und versucht anschließend mit dem Mut der Verzweiflung, Matthias auf die Bar zu setzen und in seinem Board festzunageln. Zeitweise stehen 5 Steine von Matthias auf dem 24-Punkt. Matthias wehrt sich nach Kräften, bastelt den Ansatz eines Homeboards und setzt seinerseits Steine von Martin auf die Bar…

Ein Pasch-2 befreit Matthias vorerst aus einer sehr prekären Situation

…und schließlich beschert beschert ihm ein Pasch-2 die Chance, Struktur in seine Position zu bekommen. Und als Matthias ein paar Züge später sogar ein Doppelschlag von der Bar gelingt, ist er auf einmal in dieser Partie Favorit und Martins Stern scheint endgültig zu sinken.

…bald darauf bringt ein Doppelschlag Matthias (Weiß) in Vorteil. Endgültig?

Doch das war nicht der letzte Swing in dieser Partie: Als Matthias einmal in seinem Board schlägt und, um die Schlinge um Martins Hals fester zu ziehen, drei Steine in seinem Außenfeld in Stellung gebracht hat, um zu attackieren und die nächsten Punkte zu machen, wird er geschlagen – und tanzt ausgerechnet jetzt auf Martins Dreipunktboard – so werden Matthias‘ Builder auf einmal zu Blots und kurz danach stehen 7 seiner Steine auf der Bar oder im gegnerischen Board.

Martins (Rot) Konter bei 1-5

Was folgt, ist Glück und Theorie. Martin muss keinen einzigen Schuss geben, sodass Matthias keine Chance mehr erhält: Martin gewinnt 6 Punkte und geht in Führung – Backgamnmon!

Den Rest des Matches spielen Martin und Matthias so gut wie fehlerlos, aber das wird am Ende ein schwacher Trost für Matthias sein, der keine Chance mehr erhält, und so heißt es am Ende eines aufregenden Matches und einer faszinierenden Aufholjagd 9:5 für Martin Birkhahn. Sieg beim Juliturnier der Berliner Meisterschaft!

Respekt für den runner-up Matthias Strumpf. Kompliment an beide Spieler für die Leistungen zu wieder einmal später Stunde: Die Software spuckt nach dem Finale eine 4,9 für Martin aus, und eine 5,5 für Matthias (Extreme Gammon Performance Rating).

Matthias, Christian und Martin bei der Analyse des Finals

Unsere herzliche Gratulation gilt dem Sieger Martin Birkhahn, für den Sieg und für seine makellose Bilanz von 8 Siegen aus 8 Matches. Für Martin, der in wenigen Tagen am Turnier in Monte Carlo teilnehmen wird, war das Berliner Turnier eine gelungene Generalprobe. Wir drücken Dir für Monte Carlo die Daumen, Martin, und wünschen Dir starke Gegner und lucky dice!

Der spannende Turniertag muss anschließend noch ver-, nach- und aufgearbeitet werden, und so lassen Martin und einige Kiebitze des Finals den langen Tag bei inzwischen angenehmen Temperaturen vor der benachbarten Cocktailbar bei interessanten Diskussionen über Backgammon und die Berliner Meisterschaft ausklingen. Auch die Temperaturen dieses tropisch anmutenden Tages waren sicher eine gute Vorbereitung für Monte Carlo.

Rangliste

Christian Plenz hat dank seines vierten Platzes seine Führung in der Jahreswertung souverän verteidigt und steht nun bei 203 Punkten. Von seinen Verfolgern haben nur Vitali Olchanski (117 Punkte auf Platz 12), Helmut Krausser, der mit nun 135 Punkten einen großen Sprung von Platz 13 auf 6 gemacht hat, und natürlich der Turnierfinalist Matthias Strumpf, der sich mit 152 Punkten Punkten auf Platz 3 geschoben hat, ein paar Pünktchen mehr gemacht als Christian. Auf Platz 2 konnte Klaus Klein den Angriff von Matthias gerade noch abwehren. Das Gros seiner vielleicht ehemaligen Verfolger dagegen hat im Juli noch nicht einmal halb so viele Punkte geholt wie Christian.

Ausblick

Die Verfolger werden sich also in den verbleibenden Turnieren strecken müssen, um Christian noch an der Berliner Meisterschaft 2011 hindern zu können.

Die Turnierleitung bedankt sich bei allen Teilnehmern – bei dem schwülen Sommerwetter war das lange und anstrengende Turnier für alle eine Konditionsprobe. Spaß hat es uns dennoch gemacht und wir hoffen, den Teilnehmern auch. Glückwunsch an den Turniersieger und die Platzierten! Wir freuen uns auf die Berliner Meisterschaft im August und laden alle schon an dieser Stelle herzlich zum nächsten Turnier ein!

Herzliche Grüße

Daniel und Dankwart

Finalrunde:
1. Martin Birkhahn
2. Matthias Strumpf
3. Helmut Krausser
4. Christian Plenz

Second Chance:
1. Vitali Olchanski

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