
Vitali gewinnt, Dieter beginnt die Aufholjagd
15. Juli 2013Das Juliturnier der Berliner Meisterschaft 2013
Bei freundlichem Wetter begann das Juliturnier im neuen Spiellokal, Nicos Bar in Steglitz, pünktlich. 19 Teilnehmer, neun von ihnen Halbzahler, waren angetreten, Preise und Ranglistenpunkte zu sammeln und ein sommerliches Backgammonturnier zu genießen, darunter Bernhard Kaiser, der vorhatte, seinen Turniererfolg vom Juni zu wiederholen und dafür weite Umwege um gesperrte Brücken und unterspülte Gleise herum in Kauf nahm, Martin Barkwill, der in Berlin schon öfter auf den vorderen Rängen zu finden war, und Cynthia Roberts, Rookie wie der Berliner José Trujillo. Zum ersten Mal seit Langem dabei war Andreas Wagener, von dem wir noch zu berichten haben.
Lady’s action: Gemütliches Spiel am Rande des Turniers (v. l.: Anja, Molly, Feline)
Fassen wir das Geschehen so zusammen: Es kam nicht wie von der Papierform vorgesehen. Aber das ist ja das Schöne am Backgammon – es gibt viele Überraschungen, und nichts ist in unserem Spiel so gewiss wie die Ungewissheit darüber, welche Botschaft einem die Würfel mal wieder übermitteln wollen, und wie sie umzusetzen ist.
Drinnen: José (li.) und Thomas Krüger. Draußen: Cynthia und Edvard
Schon am Ende der Vorrunde hatten sich einige Überraschungen angedeutet: Fünf der neun Halbzahler und nur drei der zehn Vollzahler zogen in die Finalrunde ein. Der Berliner Ranglistenerste Matthias Strumpf blieb mit zwei Siegen ebenso draußen wie Martin Barkwill, Thomas Krüger, Igor K und der Ranglistenvierte Rochus. Der Berliner Meister Tilman hatte am Ende der Vorrunde sogar nur einen Punkt, musste ins Stechen um den Einzug in die Second Chance gegen Gerhard – und Gerhard kam weiter! Für Tilman ein völlig verhageltes Turnier. Er tröstete sich damit, dass er in der ersten Runde gegen Bernhard Kaiser zwar verloren, dafür aber mit einem PR von 3,3 auf Weltklasseniveau gespielt hatte. Und Igor B, Ranglistenzweiter, schaffte es nicht einmal ins Stechen um die Second Chance!
So kam es zu der ungewöhnlichen Konstellation, dass der Gewinner des Sidepools schon am Ende der Vorrunde feststand: Es war Bernhard, der es als einziger Teilnehmer in die Finalrunde schaffte!
Im anderen Stechspiel der Second-Chance-Qualifikation setzte sich im Duell der Neulinge Cynthia gegen José durch. Für José war das erste Turnier in Berlin wenig erfolgreich; es kann nur besser werden, José! Für die Finalrundenteilnahme war dieses Mal kein Stechen nötig: Dieter hatte vier, sieben weitere Spieler drei Punkte.
Nach der Pause ging das Favoritensterben in der K.O.-Runde munter weiter: In der Second Chance schickte Gerhard Zerbin auch Matthias nach Hause, Igor K konnte sich nicht gegen Edvard durchsetzen, und Thomas Krüger musste im letzten Wurf im DMP gegen Cynthia einen Pasch aufs Brett zaubern, um weiterzukommen – er hat’s geschafft! Und Congrats Cynthia, die Rookie’s und Lady’s Prize zugleich einheimsen konnte!
Gewinnerin beider Prizes: Lady und Rookie Cynthia
Die Sieger trafen in der nächsten Runde auf die im Viertelfinale aus der Finalrunde Relegierten: Sokrates – wieder direkt in die Finalrunde eingezogen – hat Dieter Münster, der in der Vorrunde mit vier Siegen geglänzt hatte, eine zweite Chance gegeben, der Berichterstatter schickte Hartmut, gegen den er in der Vorrunde noch unterlegen war, zurück, Andreas Wagener, schon fast geschlagen, wollte Tim aber doch nicht weichen und zauberte eine ansehnliche Schlusssequenz, und Vitali, der seine Züge gewöhnlich beendet, bevor die Würfel ausrollen, schlug Bernhard.
Damit war Sokrates im Halbfinale und konnte seinen bisher größten Erfolg in Berlin feiern, und auch Andreas Wagener war in Berlin noch nicht so weit gekommen. Beide musste sich aber im Halbfinale ihren Gegner geschlagen geben, Andreas wurde schließlich gegen Sokrates Turnierdritter. Gückwunsch Euch beiden!
Warum so ernst? Dankwart (li.) und Vitali vor dem Finale.
Im Finale konnte sich Vitali in einem ereignisarmen, aber auf beiden Seiten des Boards trotz später Stunde gut gespielten Match gegen den Turnierleiter durchsetzen. Gratulation, Vitali! Und wie gratuliert der Turnierleiter sich selbst?
Jetzt lachen sie endlich: Vitali (re.) hat sich im Finale durchgesetzt. Mit dem Ergebnis konnten beide gut leben, mit ihrer PR (Vitali 4,5, Dankwart 2,4) waren beide sehr zufrieden
Bernhard und Dieter hatten eine Second Chance bekommen, und beide nutzten sie. Als Erster und Zweiter der Vorrunde waren sie auch nach der Relegation in verschiedenen Tableauhälften, und Dieter schickte Gerhard und Martin nach Hause (letzterer war doch zufrieden: er hatte in den Spielpausen seinen ungeheuer spannenden Roman zu Ende lesen können).
Blick ins Spielzimmer: vorne Tim (li) unterliegt Edvard im Viertelfinale der Second Chance, dahinter setzt sich Vitali (li.) gegen Andreas Wagener im Halbfninale der Finalrunde durch
Und Bernhard ließ Thomas Krüger und Edvard Karasu, der im Turnierbackgammon noch neu ist und für den dieses Turnier ein insgesamt schöner Erfolg war, keine Chance. Und so kam es im Finale der Second Chance zu einer Neuauflage des Matches, das schon am Ende der Vorrunde lange und heiß umkämpft war und viele Zuschauer anlockte. Dort hatten sich in der vierten Runde ebenfalls Dieter und Bernhard gegenübergestanden und sich ein Duell mit Degen und vielen Zuschauern geliefert. Nicht nur der Blick auf Bernhards Uhr, die schon früh im Match anzeigte, dass Bernhard in Zeitnot gekommen war und am Ende auf 7 Sekunden stand, war spannend, sondern auch das hochklassige Match (Bernhard spielte in allen Partien trotz Zeitnot auf Weltklasseniveau), in dem Dieter … – die aufmerksame Leserin kennt das Ergebnis bereits, denn Dieter hat, wie weiter oben berichtet, vier Punkte aus der Vorrunde geholt.
Das letzte Spiel der Vorrunde, die Zuschauerränge besetzt, als wär’s das Finale: Vitali, Dieter, Tilman, Jochen, Rochus, Martin, Sokrates, Cynthia, José, Bernhard, Edvard, Gerhard (im Uhrzeigersinn) sahen ein spannendes Spiel
Würde Bernhard jetzt, im Finale der Second Chance, Revanche nehmen? Würde Dieter den Ersten der Deutschen Backgammon-Rangliste heute zum zweiten Mal schlagen können? Es war erneut ein heiß umkämpftes Match, an dessen Ende noch ein paar wilde Swings standen. Aber dann konnte sich Dieter erneut durchsetzen, gewann Spiel, Match und Second Chance! Glückwunsch Dieter, Gratulation, Bernhard!
So entspannt geht’s: Bernhard (li.) und Dieter vor dem Finale der Second Chance
Nach dem Ende des Turniers war noch ein Finale auszutragen – Dieter und der Berichterstatter mussten noch einen Onepointer spielen, weil wir es in das Finale des Side Events geschafft hatten. Wir klappten also das Brett noch einmal auf, stellten sie Checker auf, holten die Würfel raus – und einigten uns dann darauf, den Startplatz zu teilen. Aber nicht alle hatten genug vom Spielen, und so wurde noch eifrig weitergespielt. Andere setzten sich in der lauen Sommernacht auf die Terrasse des Lokals und fachsimpelten noch ein wenig. Die Finalisten und der Turnierleiter gesellten sich dazu, und so konnte ich mich endlich ein bißchen erholen. Ein schöner Ausklang eines angenehmen, aber für mich auch wieder anstrengenden Turniers!
Entspannte Runde in der Spielpause: Anja, Igor, Sokrates, Feline (v.l.)
Der spannende Turnierverlauf und die vielen Halbzahler in den Geldrängen (streng genommen kommt es auf die Differenz zwischen Erwartungswert und tatsächlichen Auszahlungen an) haben für ein erfreuliches Anwachsen des Jahrespools gesorgt. Beim Jahresendturnier im November wird voraussichtlich eine dreistellige Summe als Added an die Qualifizierten ausgeschüttet werden können.
Kiebitze (v.l.: Martin, Cynthia, José und Edvard schauen Bernhard über die Schulter)
Je näher wir ans Jahresendturnier rücken, desto interessanter wird der Blick auf die Rangliste: Obwohl er im Juli schwach gepunktet hat, konnte Matthias gegenüber seinen direkten Konkurrenten in der Spitzengruppe etwas Luft gewinnen. Dahinter führen nun Rochus und Dankwart gemeinsam die Verfolgergruppe an; Ralf spürt ihren Atem schon im Nacken, so gering ist der Abstand zu Platz 3. Bernhard hat erneut stark gepunktet und hat sich mit seiner zweiten Teilnahme in diesem Jahr auf den wichtigen Platz 12 vorgeschoben. (Platz 12 ist der letzte Platz, auf dem man direkt fürs Added beim Jahresendturnier qualifiziert ist.) Tilman, Sokrates, Bernhard Ludwig und Dieter, der durch seine vier Vorundensiege die meisten Punkte geholt hat und den größten Sprung nach vorn, von Platz 30 auf 16, gemacht hat, haben Platz 12 weiterhin direkt im Visier, und auch dahinter gibt es noch reichlich Aspiranten. In der sehr stabilen ELO-Liste musste Bernhard den ersten Platz wieder an Thomas Zimmer zurückgeben. Kann sich aber bei der nächsten Teilnahme wieder ändern, Bernhard!
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Bernhard hat alle seine Matches gefilmt. Da Bernhard die Mitschriften seiner Matches Berlin Backgammon zur Verfügung gestellt hat (danke, Bernhard!), kann ich sie in den nächsten Tagen im Matcharchiv veröffentlichen.
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Die nächste Gelegenheit, Siege, Punkte und Preisgeldplätze ins Visier zu nehmen, ist beim Augustturnier am
10. August 2013 um 14 Uhr (Registration ab 13:30 Uhr, Auslosung um 13:55 Uhr) in Nico’s Bar Cafe Lounge, Schönhauser Str. 1, 12157 Berlin (Steglitz), S Feuerbachstrasse oder U Walter-Schreiber-Platz, Tel.: 030-98 363 740 (Anfahrtsbeschreibung).
Bis dann,
Dankwart
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Finalrunde
1. Vitali Olchanski
2. Dankwart Plattner
3. Andreas Wagener
4. Sokrates Bukalis
Second Chance
1. Dieter Münster
2. Bernhard Kaiser
Alle Ergebnisse gibt es auf der Ergebnisseite.
Die aktualisierte Rangliste ist auf der Ranglistenseite zu finden.