
Die 8, die kracht!
28. August 2014Es war die im Vorfeld am meist diskutierte Matchansetzung der Division II. Auf der einen Seite der angeschlagene Champion Julian Becker, auf der anderen Seite sein Herausforder Steffen Schenk. Der eine mit einer schmerzhaften Niederlagenserie im freien Fall, der andere mit einer glänzenden Bilanz von Aufstieg zu Aufstieg eilend. Bei diesem Aufeinandertreffen sollten die Checkerfetzen fliegen, das war klar. Doch wer würde dabei Federn lassen?
Handshake zu Beginn: SuperLiga Champion 2013 Julian Becker (links), Herausforderer Steffen Schenk (rechts), SuperLiga-Leiter Rochus Wegener (Hintergrund).
Steffen startete seiner Rolle als Herausforderer entsprechend nicht abwartend, sondern gleich im Aggromodus und schlug auf jeden Checker drauf, sobald sich dazu die Gelegenheit ergab. Das Resultat war ein Strauß an bunten Stellungsmustern, mit denen es ihm gelang, Julian von Beginn an vor Probleme zu stellen. Nachdem Steffen das erste Spiel verloren hatte, gab er im zweiten den Cube früh. Julian (weiße Checker) konnte allerdings die Initiative zurückerlangen und hatte den Finger schon am Recube, als er diesen Pasch 4 warf:
Ein 4er-Pasch zu ungelegener Zeit. Weiß (Bear-Off rechts unten) am Zug.
Zwei Würfe später war es dann so weit. Steffen (schwarze Checker) bekam einen Doppelschuss und traf!
Damit ging Steffen erstmals im Match in Führung und baute diese gleich im nächsten Game zum 4:1 aus. Aber Julian blieb dran, gewann im darauffolgenden Game bei aktivem Cube zwei Punkte zum 4:3. Um ein Haar wäre es sogar Gammon geworden, doch Steffen gelang ein Last-Minute 5er Pasch. Weiter ging es mit komplexen und zäh umkämpften Spielen in ganz kleinen Schritten über die Stationen 4:4, 5:4, 7:4, 7:6, 8:6, 8:8, 9:8 (aus Sicht von Steffen). Das kostete viel Kraft und Nerven.
Rauchende Köpfe sowohl bei Spielern als auch Kiebitzen: Rochus Wegener, Julian Becker, Steffen Schenk, Jochen Landvogt (von links nach rechts).
Um da die Konzentration aufrecht zu erhalten, hatte Steffen sein persönliches „Doping“ mitgebracht. Ein Griff in die Tasche und heraus zog er drei verschiedene Sorten Lakritz:
Lakritze stehen nicht auf der Dopingliste, trotzdem bat Ligaleiter Rochus beide Spieler hinterher zu einer Urinprobe.
Mittlerweile waren schon 2 Stunden gespielt und alle Beteiligten hatten sich darauf eingestellt, dass es vielleicht noch einmal genau so lange dauern würde, bis der Sieger endlich feststand. Doch beim Stand von 9:8 ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Waren bis jetzt eigentlich nur die Checkerfetzen geflogen, sollte jetzt der Cube die Funken sprühen lassen und zum Zentrum des Geschehens werden. Steffen hatte einen frühen 2er von Julian easy getaket und gab Julian ein paar Würfe später den Recube auf die 4, den dieser tapfer annahm. Das Game hatte damit plötzlich einen sehr hohen Wert bekommen. Wer es gewinnen sollte, der würde einen großen Sprung nach vorne machen. Doch es kam noch härter!
Julian sprang mit seinem weißen Straggler über Steffens löchrige Prime, zögerte kurz, nachdem er nicht getroffen wurde und ließ dann die 8 aufs Board krachen. Steffen nahm an und mit einem Mal ging es ums Ganze!
Zu gut zu doppeln und lieber auf Gammon spielen? Julian entschied sich für den Recube auf die 8, Steffen nahm an.
5-3 ist nicht unbedingt der Wurf, den Weiß sich hier gewünscht hatte; der Checker muss wohl auf den 6er Punkt. Julian entschied sich für die Variante ohne auf der 9 zu schlagen.
Steffens letzte Chance. Mit jeder 3 hätte er hier das Match noch mal drehen können. Er warf aber 6-5.
Während Julian jubelte, spiegelten sich die Strapazen des Matches noch in Steffens Gesicht. Dennoch war er nicht allzu unglücklich über die Niederlage und stellte anerkennend fest: „Das war eine wirklich anspruchsvolle Partie und es hat mir trotz meiner Niederlage Spaß gemacht. Ich habe deutlich gemerkt, dass das Niveau höher ist als ich es sonst bei meinen Aufstiegen gewohnt war. Die Luft ist hier in den oberen Divisionen dünner.“
Vielleicht liegt demnächst neben den Lakritztüten noch eine Sauerstoffmaske auf dem Tisch, wer weiß? In diesem Spiel, in dieser Liga, in dieser Stadt ist alles möglich!
An diesem Tag war ihm der Sieg wichtiger als der Gebrauch von Haargel: Julian Becker.
Will sich erst wieder rasieren, wenn er den Aufstieg in die Division I geschafft hat: Steffen Schenk.
Natürlich wurde auch wieder an einem anderen Tisch gespielt. Dieter Münster und James Klein trugen ihr Division III Match aus. Gewinner war hier Dieter Münster.
Dieter „Addi“ Münster (links) versus James „The Rock“ Klein.
Tilman
SupaLiga-Leitung