
Kampf um Platz Zehn
19. Mai 2019Bericht vom Monatsturnier von Berlin Backgammon am 18. Mai 2019
Ein Backgammonturnier in Berlin, das ist ein Exit auf Raten, ein kontinuierlicher inkrementeller Bexit. Anders als beim Brexit, wo weder Procedere noch Ziel klar festgelegt sind, gibt es bei uns aber klare Regeln, nur selten schwierige Abstimmungen, und einen Speaker, der zum Glück nur selten zur Ordnung rufen muss (manchmal aber doch, gleich mehr). In Berlin sieht das so aus: Wir beginnen in einem großen Feld und spielen zunächst vier Matches, wie in einer Liga, aber mit Abbruch nach vier Runden. Dann folgt meist die erste Bexit-Rate: Teilnehmer, die in dieser Phase keinen Sieg erringen konnten, müssen das Feld verlassen – das sind sehr wenige. Manchmal geht zu dem Zeitpunkt auch jemand freiwillig, obwohl er oder sie noch weiter mitspielen dürfte – ein echter Bexit. Gleichzeitig teilen sich die Übriggebliebenen in zwei Gruppen: die obere Hauptgruppe und die untere Second Chance. Das ist die zweite Bexit-Rate. Wenn nicht ganz klar ist, wer in welche Gruppe gehört, machen wir kein Referendum, sondern einen kleinen Wettkampf (Onepointer-Stechen). Und dann geht‘s Schlag auf Schlag mit den Bexit-Raten: In jeder Gruppe scheidet derjenige aus, der verliert, und der Rest bleibt drin. Und das ist auch der wichtigste Unterschied zwischen Bexit und Brexit: In Berlin wollen sie drin bleiben, in Britannien rausgehen. Den Bexit hat vermieden, wer in die Finals kommt. Und die, die draußen sind, beneiden die, die noch drin sind. Ob das in UK auch so kommen wird?
Blick auf die Sonnenterrasse des en passant
Zum vorletzten Turnier der Saison kamen bei strahlendem Sonnenschein und dem ersten echten Sommertag und -abend dieses Jahres 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, darunter viele Neue und einige weitgereiste Stammgäste, die von der Berlin Backgammon Community begrüßt wurden:
Der Berliner Yahya Nikro hat schon am Aprilturnier teilgenommen, damals als Beginner. Nun ist er in die Championsklasse aufgerückt, wo er auch hingehört. Willkommen!
Yahya Nikro (li), Rolf Schüler
Karen Kazariants aus Berlin wurde von Michael Horchler, seinem Tutor, vor der Anmeldung einem Kurztest unterzogen. Befund: Für die Championsklasse tauglich. Willkommen!
Hamidreza Kamalipour aus Berlin ist ein Freund von Meisam Jamshidi. Er spielte gleich in der Chamionsklasse. Willkommen!
Zu den Freunden Meisams gehört auch Farshad Haghnegadar aus Berlin. Auch er wagte sich gleich in die Championsklasse. Willkommen!
Thorsten Miesel (li), Farshad Haghnegadar (am Brett)
Auch Aliakbar Hossein ist Berliner und ein Freund von Meisam. Er ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls in der Championsklasse zu starten. Willkommen!
Der letzte Neuling, der hier Erwähnung findet, ist Kambiz Shams aus Berlin, ebenfalls ein Freund Meisams, ebenfalls Championsklassenstarter. Willkommen!
Amir Golshani (li), Kambiz Shams
Backgammon ist ein 5000 Jahre altes Spiel, das der Sage nach aus Persien stammt (zu einer rationalen Erklärung der Herkunft unseres Spiels siehe den interessanten Beitrag von Alexander Auer hier: https://www.bgverband.de/2018/04/05/backgammon-ein-abakusspiel/). Nun hat die Berlin Backgammon Community persischen Zuwachs bekommen, und das ist gut so! Würden wir alle, die wir schon länger dabei sind, so viele Freunde und Freundinnen wie Meisam mitbringen, dann müssten wir eng zusammenrücken und das en passant würde aus allen Nähten platzen! (Wer‘s nicht gleich gemerkt hat: Das war eine Aufforderung!) Meisam ist nicht nur ein guter und erfolgreicher Backgammonspieler, sondern auch ein großer Werber für unser Spiel und unsere Community! Danke, Meisam, für Deinen tollen Einsatz!
Von weither angereist waren Jost Müller-Kreth, der extra aus Bremen zu unserem Turnier gekommen ist, Ruedi Altermatt aus Basel, der hier das Angenehme mit dem noch Angenehmeren verbindet, und Bill Pope aus Londson, der in Berlin das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet. Auch Euch ein herzliches Willkommen!
Amir Golshani (li), Jost Müller-Kreth
Ruedi Altermatt (li), Aliakbar Hossein, abgelenkter Kiebitz
Bill Pope (li), gekorener Billiner, und Hossein Lak
Eine fehlte dieses Mal, die in dieser Saison immer dabei war: Jutta Lange. Sie musste ins Krankenhaus, kann aber hoffentlich schon morgen wieder entlassen werden. Jutta, wir senden Dir unsere guten Wünsche für eine schnelle Genesung!
Jutta Lange und Faruk Kocaer. Jürgen Lange, Sabine Brinkmann und Jost Müller-Kreth amüsieren sich beim Aprilturnier
Und dann konnte das Turnier losgehen. Am Ende der Vorrunde hatten zwei Spieler (Yonas, Dankwart) keine Niederlage und waren damit direkt in der Hauptrunde. Yonas hatte dabei ausweislich des Blix eines der schwersten Lose von allen Teilnehmern! Neun Spieler hatten drei Siege. Ein Stechen war aber nicht nötig, denn der Tabellenachte hatte mehr Buchholzpunkte als der Tabellenneunte. Drei Dreisiegspieler mussten also in die Second Chance: Ralf Sudbrak, Michael Horchler, Rolf Schüler. Faruk Kocaer, den dieses böse Schicksal schon ein paar Mal getroffen hat, blieb es dieses Mal erspart (die komplette Turnierübersicht gibt es hier: https://berlin-backgammon.org/2019/05/19/runde-fur-runde-verlauf-des-berliner-maiturniers-2019/. Einer seiner Gegner hatte ihm das nötige Buchholzpünktchen, das ihm den achten Platz sicherte, erspielt. Drei Spieler schieden ohne einen einzigen Sieg aus: Igor B, der vor dem Turnier auf dem dritten Tabellenrang war und das zweitschwerste Vorrundenlos gezogen hatte, und der Neuling Aliakbar Hossein, der das schwerste Los hatte. Zu den beiden gesellte Karen Kazariants. Macht nichts, beim nächsten Mal wird es besser! Hat das nicht Amir Golshani bewiesen? Als er zum ersten Mal bei uns war, hatte er auch keinen Sieg erringen können. Bei seiner zweiten Teilnahme gewann er mit gutem Spiel die Second Chance!
In der Hauptrunde schickte Thomas Krüger Matthäus Vigl in die Second Chance und Yonas Lamnabhi ins Spiel um den dritten Platz. In der anderen Tableauhälfte konnte Dankwart Plattner zunächst Meisam Jamshidi schlagen und danach auch Wolfgang zum Winkel. Damit kam es zu einer Neuauflage des Finals vom Mai 2012, vor genau sieben Jahren. Damals konnte sich Thomas durchsetzen, und so war es auch dieses Mal: Sieg und Turniersieg für Thomas. Glückwunsch und Gratulation! Nebenbei war es auch um die Bestenliste der Turniersieger gegangen: Beide Spieler hatten vor dem Finale je sieben Turniersiege (gezählt seit 2011) auf dem Konto. Nun hat Thomas acht!
Vor dem großen Finale: Thomas Krüger (li), Dankwart Plattner
Wer im Spiel um Platz 3 gesiegt hat, erfahrt ihr erst nach dem Bericht über die Second Chance. Warum, werdet ihr gleich verstehen.
Da war zunächst Matthäus Vigl, der sich seit seinem Einstieg bei uns im Oktober 2016 vermutlich zu einem der besten Berliner Backgammonspieler entwickelt hat. Nur gezeigt hat er es noch nicht so oft! Er kam aus dem Viertelfinale der Hauptrunde in das Viertelfinale der Second Chance, wo er Bill Pope schlagen konnte. Im Halbfinale musste ihm Ralf Sudbrak weichen, und so stand er im Finale!
Meisam Jamshidi kam ebenfalls aus dem Viertelfinale der Hauptrunde, setzte sich gegen Yuriy Demchenko und Hossein Lak durch und stand ebenfalls im Finale!
Finale der Second Chance: Matthäus Vigl (li), Meisam Jamshidi
Für Matthäus und Meisam ging es nun um den Sieg in der Second Chance, aber für Meisam ging es um mehr: Um die kostenlose Teilnahme an der Ausschüttung des Jahrespools beim Saisonendturnier im Juni. Berechtigt ist, wer in der Mairangliste auf Platz 10 (oder besser) steht (oder an allen Saisonturnieren teilgenommen hat). Vor Beginn des Finals stand Meisam auf Platz 11, vier Ranglistenpünktchen hinter Yonas Lamnabhi, der diesen kleinen Vorsprung errungen hatte, weil er im April-Finalmatch Meisam hatte besiegen können und jetzt im Mai einen Vorrundensieg mehr und einen Viertelfinalsieg hatte, der Meisam fehlte.
Gleichzeitig mit dem Finale der Second Chance begann das Spiel um Platz 3 zwischen Wolfgang zum Winkel und Yonas Lamnabhi. Würde Yonas gewinnen, hätte er Platz 10 in der Mairangliste sicher, würde Meisam gewinnen, gehörte ihm Platz 10. Und was wäre gewesen, wenn beide gewonnen hätten? Dann hätte Yonas für seinen Sieg 10 Punkte, Meisam für seinen 14 Punkte erhalten, und es hätte Punktgleichheit geherrscht. Ehrlich gesagt, hat der Turnierleiter gehofft, dass es nicht dazu kommen würde, denn Regelungen für solch obskure Fälle sind, sofern überhaupt vorhanden (bei Berlin Backgammon sind sie vorhanden, siehe unten), tief im Reglement versteckt!
Das Finale der Second Chance zwischen Meisam und Matthäus war also auch ein Fernduell zwischen Meisam und Yonas, der gleichzeitig ins Spiel um Platz 3 gegen Wolfgang zum Winkel startete. Und dann wurde aus dem Finale der Second Chance ein Kurzkrimi: Im DMP hatten beide Spieler noch zwei Steine im Board, Meisams Checker standen auf Punkt 1 und Punkt 3; er war am Zug. Nur ein Wurf durfte jetzt nicht aus dem Becher rollen: 21. Aber was lag da plötzlich auf dem Brett? Matthäus hat die Second Chance gewonnen, Meisam wurde Zweiter und bleibt damit auf Platz 11 der Rangliste (mit nur 5 Teilnahmen). Glückwunsch Euch beiden!
Im Spiel um den 3. Platz setzte sich Wolfgang zum Winkel gegen Yonas Lamnabhi durch. Für Yonas spielte das keine große Rolle mehr, er war jetzt sicher auf Platz 10 (mit nur 6 Teilnahmen). Glückwunsch auch Euch beiden!
Match um Platz 3: Wolfgang zum Winkel (li), Yonas Lamnabhi
Und nun noch zur Auflösung des Rätsel: Was passiert bei Punktgleichheit zwischen Rang 10 und 11 in der Mairangliste (https://berlin-backgammon.org/ausschreibungberlinermeisterschaft/#JahrespoolAdded)? Dann wird ein Stechen durchgeführt! Falls drei Spieler beteiligt sein sollten (bitte nicht!), gibt es sogar eine Freilosregelung. In der Ausschreibung steht aber auch:
Hinweis: Die Turnierleitung bittet […] alle Spieler, ihr diese Rechnung zu ersparen und bis zum Saisonendturnier für eine ausreichende Differenzierung in der Rangliste zu sorgen.
Meisam und Yonas haben dieser Bitte entsprochen. Vielen Dank!
Gegen 0:30 Uhr war das Turnier halbwegs in der Zeit beendet, obwohl zwischendurch mal wieder einige Spieler den Spielort verlassen hatten, obwohl sie hätte spielen müssen. Ich wiederhole mich, aber ich möchte ganz klar sagen: Das geht gar nicht! Ich werde ständig guillotiniert, weil das Turnier zu lange dauert, und habe darauf keine Lust mehr. Wer geht, ohne Bescheid zu sagen, oder wer nicht zur angegebenen Zeit zurück ist, der bekommt in Zukunft konsequent Strafpunkte, wenn er oder sie bei Matchbeginn nicht am Board sitzt. Die Regelungen dafür gibt es schon lange hier https://berlin-backgammon.org/ausschreibungberlinermeisterschaft/#Spielpause und hier https://berlin-backgammon.org/ausschreibungberlinermeisterschaft/#Verspaetungen.
Nach dem Maiturnier führt Michael Horchler trotz des für ihn unterdurchschnittlichen Abschneidens weiterhin die Rangliste unangefochten an (https://berlin-backgammon.org/berliner-meisterschaft-2018-19/). Er hat bei 9 Teilnahmen 663 Punkte eingeheimst, rund 74 Punkte pro Turnier! Dazu kommen noch 31 Punkte Gutschrift, so dass er mit 694 Punkten ins Saisonendturnier startet. Trotzdem, ob sein Vorsprung reicht, werden wir erst nach dem Saisonendturnier wissen; schon einmal hat jemand – Thomas Krüger war es – einen 100-Punkte-Rückstand aufgeholt und ist erst im letzten Spiel des Finals unglücklich ins Stolpern gekommen. Auf den Plätzen folgen Ralf Sudbrak (602) und Dankwart Plattner (588), danach Igor B, Sabine Brinkmann, Matthäus Vigl, Rolf Schüler, Thorsten Miesel, Igor K und – das wissen wir schon – schließlich Yonas Lamnabhi (381). Diese zehn und dazu noch Jürgen Lange, der bei allen zehn Saisonturnieren dabei war, nehmen automatisch an der Ausschüttung des Jahrespools beim Saisonendturnier teil. Die anderen nehmen entweder ganz normal am Saisonendturnier teil (ohne Teilnahme an der Ausschüttung) oder müssen für jeden Monat, bei dem sie gefehlt haben, ein bißchen nachzahlen, damit sie ungefähr so gestellt werden, als wären sie jedes Mal dabei gewesen.
Faruk Kocaer machte seinem Ruf als Speedgammonspezialist wieder einmal alle Ehre: Wie schon im April (und in vielen anderen Monaten) gewann er das Speedgammonturnier. Auf den Plätzen folgen Ruedi Altermatt, Sabine Brinkmann und Yahya Nikro. Glückwünsche!
Speedgammon-Halbfinale: Yahya Nikro (li), Faruk Kocaer
Den Ladie‘s Prize gewann zur Abwechslung wieder Mel Sippel, den Rookie‘s Prize der Neuling Farshad Haghnegadar. Beide Preise werden bei der nächsten Teilnahme ausgezahlt. Glückwünsche!
Hamidreza Kamalipour, leider unscharf, und Mel Sippel
Farshad Haghnegadar, Sabine Brinkmann
Erneut kamen zwei Satellitenturniere zustande. Michael Rieder und Rolf Schüler haben je einen kostenlosen Startplatz beim Saisonendturnier errungen. Gratulation!
Yahya Nikro (li), Rolf Schüler. Michael Rieder (sitzend) und Michael Horchler kiebitzen
Im Mai nahm nur ein Beginner teil. Yuriy belegte also mit Leichtigkeit Platz 1. Durchaus zu Recht, denn er konnte im Achtelfinale der Second Chance immerhin Igor K schlagen, bevor er gegen Meisam Jamshidi ausscheiden musste.
Yuriy Demchenko (li) und Meisam Jamshidi
Das nächste und letzte Saisonturnier ist das Saisonendturnier von Berlin Backgammon. Es findet am dritten Juniwochenende, also am 15. und 16. 6., im en passant, Schönhauser Allee 58 (U2 Eberswalder Str.), 10437 Berlin, Tel. 0177–7383899 statt. Am Samstag beginnt das Turnier wie immer um 13:00 Uhr, am Sonntag starten wir pünktlich um 12:30 Uhr mit der Beratungsdoppelmeisterschaft, bevor wir das Einzelturnier mit den Halbfinals und dem Finale fortsetzen. Neben Einzelturnier und Doppelmeisterschaft gibt es wie immer ein Beginnersturnier, das Speedgammon, ein Satellitenturnier und eine Calcutta-Auktion der Hauptrundenteilnehmer. Alle Termine stehen im Berliner Backgammon Kalender (https://berlin-backgammon.org/berliner-spieltermine/). Bis dann!
Bitte beachtet, dass die Turniertermine der Saison 2019/2020 bis zum Dezember 2019 online sind: https://berlin-backgammon.org/berliner-spieltermine/.
Ich könnte mir vorstellen, im spielfreien Juli ein Davis-Cup Turnier anzubieten, sofern Interesse besteht. Bei einem solchen Turnier spielen immer zwei Paare gegeneinander, zunächst wie beim
Beratungsdoppel (A und B gegen C und D). Nachdem das Beratungsdoppel gespielt ist, spielen die beiden Teams gleichzeitig zwei Einzel. Sieger ist das Paar, das in den drei Matches zwei Siege hat. Ich bitte um Voranmeldungen. Falls sich mindestens vier Teams finden, können wir das Turnier durchführen.
Viele Grüße
Dankwart
Finalrunde
1. Thomas Krüger
2. Dankwart Plattner
3. Wolfgang zum Winkel
4. Yonas Lamnabhi
Second Chance
1. Matthäus Vigl
2. Meisam Jamshidi
Punktsieger des Spieltags
Thomas Krüger (100)
Lady’s Prize
Melanie Sippel
Rookie’s Prize
Farshad Haghnegadar
Satellit 1
Michael Rieder
Satellit 2
Rolf Schüler
Speedgammon
1. Faruk Kocaer
2. Ruedi Altermatt
3. Sabine Brinkmann
4. Yahya Nikro
Beginners
1. Yuriy Demchenko