Bericht vom 3. Saisonturnier von Berlin Backgammon am 5. Oktober 2019
Kalt war es an diesem Oktobertag in Berlin, so kalt, dass die meisten von uns bereits einen Schal trugen und nur noch einer von uns in einem kurzärmligen T-Shirt zum Turnier erschien: Jürgen Lange, der erst bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ein leichtes Jäckchen anzieht.
Ein Raum, ein Board, zwei Klimazonen: Der eine zieht eine gefütterte Jacke an, der andere sitzt im T-Shirt da: Jürgen Lange (li), Rolf Schüler
Und noch einer war da, dem diese Temperaturen sommerlich vorkamen: Andrè Larsen aus Tromsø im Norden Norwegens, mehr als 340 Kilometer nördlich des Polarkreises. Dort steigt das Thermometer auch im Sommer nur selten höher als im Berliner Oktober, die Tage sind dunkel und kurz, vor allem unten im Tal. Andrè dagegen scheinen die Berliner Oktobertage hell und lang, der kalte Wind ein laues Lüftchen. Immer bestrebt, unseren Gästen einen angenehmen Aufenthalt bei uns zu bereiten, schlug ich ihm ein Spiel an der frischen Luft vor. Voll Freude stimmte er zu, zog dann aber doch ein Jäckchen an. Willkommen im Berliner norwegischen Sommer, Andrè!
Unser Gast von jenseits des Polarkeises genießt seinen Sommer im Berliner Oktober: Andrè Larsen aus Tromsø (re), Dankwart Plattner
Andrè war nicht zum ersten Mal in Berlin. Aber zwei andere waren zum ersten Mal dabei:
Dietmar Weill startete in der Beginnersklasse
Dietmar Weill aus Henningsdorf, der schon vor 30 Jahren Backgammon gespielt hat und nun einen Neustart wagte, zunächst in der Beginnersklasse. Herzlich willkommen!
Schach-Altmeister Horst Strehlow
Der andere war der Berliner Altmeister im Schach, Horst Strehlow, der schon unzählige Schachturniere sehr erfolgreich absolviert hat, aber zum ersten Mal bei einem Backgammonturnier antrat und ebenfalls in der Beginnersklasse startete. Er ist gewiss der älteste Teilnehmer, der je an einem Turnier von Berlin Backgammon teilgenommen hat: 88 Jahre alt ist der junge Mann! Herzlich willkommen!
Thomas Frübing (li) hat nicht nur in der vergangenen Saison für das Berliner Backgammonturnier viel geworben. Hier spielt er gegen Jörg Zimmermann
Als letzter der in der vergangenen Saison Ausgezeichneten erhielt Thomas Frübing den Berliner Verdienstorden am blauen Band: Er hat im letzten Jahr Backgammon an einer Schule unterrichtet und nach dem Kurs ein Abschlussturnier veranstaltet, dessen Siegerin am Berliner Backgammonturnier in der Beginnersklasse teilnehmen durfte. Klasse Idee, Thomas! Und außerdem lädt er seine Schachkollegen immer wieder zu unserem Backgammonturnier ein, und häufig bringt er sie auch mit. Auch dafür ein großes Danke, Thomas!
Paul Schlegel (li), Matthäus Vigl, Kiebitz
In diesen Abschnitt gehören auch die herzlichen Grüße, die Ufuk uns aus New York sendet. Standesgemäß spielt er nicht in Brooklyn, sondern der Upper East Side, und zwar mit den Besten der Welt. Wenn er wiederkommt, werden wir uns am Board warm anziehen müssen!
Unser Mann in Newy York: Ufuk Doğanay und Michihito Kageyama im Cavendish Bridge Club auf der Upper East Side
Kommen wir nun zur Vorrunde, in die die drei Beginners integriert wurden. So hatten sie die Chance, gegen Spieler der Championsklasse anzutreten, was ein Vorteil und Nachteil zugleich ist: Einerseits verlieren sie mehr Matches, andererseits können sie mehr Erfahrung sammeln und von den Besseren und Erfahrenen mehr lernen.
Freude am Spiel: Kalle Baatz (li), Matthäus Vigl
Kein Nachteil war die Integration für den Beginnersstarter Dietmar Weill, der nach der Vorrunde drei Siege vorzuweisen hatte. Nicht schlecht! In Berlin nennen wir das einen Fehlstart – Startklasse falsch gewählt. Mit seinen drei Siegen hätte er als Championsklassenstarter gute Chancen auf die Hauptrunde gehabt; so musste er sich mit dem Beginnersplatz in der Second Chance begnügen. Auch nicht schlecht.
Tobias Bilz (li) hoffnungslos, Karen Kazariants optimistisch
Mehr Siege als Dietmar hatten drei Spieler: Thorsten Miesel, Guido Weidner und wieder einmal Rolf Schüler! Auf der anderen Seite des Spektrums gab es dieses Mal elf Spielerinnen und Spieler, die nicht mehr als einen einzigen Sieg vorzuweisen hatten. Ich kann mich nicht erinnern, ob wir so eine Verteilung schon ein Mal hatten! Alle Namen und Ergebnisse gibt es hier: https://berlin-backgammon.org/2019/10/06/runde-fuer-runde-verlauf-des-berliner-oktoberturniers-2019/.
Rückkehrer Fakir Aslan und Jutta Lange beim Shakehands vor dem Match. Im Hintergrund Thorsten Miesel (li) und Yahya Nikro
Ich empfehle noch einmal allen Teilnehmern, dabei zu sein, wenn am Ende der Vorrunde die korrekte Eintragung der Spielergebnisse kontrolliert wird. Dieses Mal gab es keinen Fehler.
Konzentriert: Faruk Kocaer (li) und Kalle Baatz
In der oberen Tableauhälfte der Hauptrunde konnte Amir Golshani nacheinander Thorsten Miesel, für den die Siegesserie nach der Vorrunde zu Ende war, und Paul Schlegel schlagen und stand damit erstmals im Finale. Das gleiche gelang Rolf Schüler in der unteren Tableauhälfte: Fakir Aslan und Ralf Sudbrak konnten ihm nicht Stand halten.
Amir Golshani (li) und Rolf Schüler. Letzterer überlegt, wie er dem drohenden Gammon entkommen kann
Im Finale spielte Amir konzentriert und aggressiv. Beim Stand von 5-4 für ihn im Match auf 9 Punkte doppelte er korrekt früh und hätte mit etwas mehr Glück ein Gammon erreichen können. Aber es war ihm nicht vergönnt, er musste sich mit einem einfachen Sieg zufrieden geben. Rolf konnte aufholen und schließlich zum 7-7 ausgleichen. Sofort machte er das Spiel zum DMP, indem er den Doppler anbot, den Amir naturgemäß annahm.
Im DMP des Finalmatchs hat Rolf Schüler (re) leichte Vorteile. Amir Golshani überlegt, wie er ein Pasch-6 aufs Board zaubern kann
Lange sah es danach so aus, als könnte Amir gewinnen, aber Rolf ging mit leichtem Vorteil ins Bear-off und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. Damit ist er, der in drei Turnieren zwei Mal im Finale gestanden hat und einmal im Match um den 3. Platz, mit Durchmarsch zum Turniersieger geworden, und Amir, der, seit er zu uns gestoßen ist, viel dazugelernt hat, feierte mit dem zweiten Platz auch einen schönen Erfolg. Glückwunsch Euch beiden!
Das Spiel um den 3. Platz gewann Paul Schlegel gegen Ralf Sudbrak im DMP. Gratulation auch Euch beiden!
Ralf Subrak (li) und Paul Schlegel im Match um Platz 3. Kiebitz tut, was Kiebitze tun: Sie kiebitzt
Im ersten Halbfinale der Second Chance standen sich Jörg Zimmermann und Tobias Bilz gegenüber. Jörg konnte sich durchsetzen und stand damit erstmals in Berlin in einem Finale! Im anderen Halbfinale spielten Fakir Aslan, der aus der Hauptrunde relegiert worden war, und Vitali Olchanski gegeneinander.
Vitali Olchanski (li), Fakir Aslan
Fakir der Löwe spielte ziemlich lässig und zog den Kürzeren. Seine Lebensgefährtin war darüber gewiss nicht ganz unglücklich, denn sie war gekommen, ihn abzuholen, und mit seiner Niederlage hatte ihr Warten ein Ende. Wir sind fest davon überzeugt, dass sie ihm dennoch kräftig die Daumen gedrückt hat!
Voll Freude ins Finale der Second Chance: Vitali Olchanski (li), Jörg Zimmermann
Damit standen sich Jörg und Vitali im Finale gegenüber. Vitali setzte sich in einem kurzen Match durch, dieses Mal ohne die Zeit, die sich bekanntlich immer nur in eine Richting bewegt und höchstens bei Vitali eine Ausnahme macht, überlisten zu können. Ein schöner Erfolg für beide Spieler, Glückwunsch!
Verhangen wie der Himmel draußen und audiophil abgeschottet: Mel Sippel, Thomas Krüger
Der gesamte Turnierverlauf ist hier nachzuvollziehen: https://berlin-backgammon.org/2019/10/06/runde-fuer-runde-verlauf-des-berliner-oktoberturniers-2019/.
Sabine Brinkmann, Sokrates Bukalis
Im Oktober waren Frauen nicht so erfolgreich, oder sagen wir mal, nicht ganz so erfolgreich. Sabine Brinkmann konnte immerhin das Satellitenturnier zum zweiten Mal hintereinander gewinnen und den Ladie’s Prize dazu, denn sie ist in der Second Chance eine Runde weiter gekommen als Mel Sippel und auch weiter als Jutta Lange. Der Rookie’s Prize wurde nicht vergeben, da kein Rookie in der Championsklasse angetreten war.
Rolf Schüler (li), Yahya Nikro
Bei den Beginners setzte sich Dietmar Weill, der Spielklassenfehlstarter, mit drei Siegen durch. Pascal Freitag hatte im letzen Spiel der Vorrunde eine 6-0-Führung gegen Thorsten Miesel nicht durchbringen können und landete daher mit zwei Siegen auf dem zweiten Platz, Horst Strehlow auf dem Dritten.
Thorsten Miesel (li), Pascal Freitag dynamisch
In der Rangliste der immer noch jungen Saison steht der zweimalige Turniersieger Rolf Schüler weit vorn. Er hat bisher über 100 Punkte pro Turnier eingeheimst! Ralf Sudbrak steht auf Platz 2, gefolgt von Vitali Olchanski, der nach seinem Erfolg in der Second Chance auf Platz 3 vorgerückt ist. Thomas Krüger, der etwas zurückgefallen ist, und Paul Schlegel mit einem weiten Sprung nach vorn (rund 80 Punkte pro Teilnahme) folgen. Die ganze Liste ist hier zu sehen: https://berlin-backgammon.org/berliner-meisterschaft-2019-20/.
Guido Weidner (li), Horst Strehlow energisch
Einige von uns sehen sich im Oktober und November bei internationalen Turnieren wieder, und danach treffen wir uns alle wieder beim nächsten Monatsturnier. Es findet erst in 6 Wochen am 16. November statt, wie immer im en passant, Schönhauser Allee 58 (U2 Eberswalder Str.), 10437 Berlin, Tel. 0177–7383899, statt. Bis dann!
Dankwart
Finalrunde
1. Rolf Schüler
2. Amir Golshani
3. Paul Schlegel
4. Ralf Sudbrak
Second Chance
1. Vitali Olchanski
2. Jörg Zimmermann
Punktsieger des Spieltags
1. Rolf Schüler (115)
2. Amir Golshani (82)
3. Vitali Olchanski (79)
Lady’s Prize
Sabine Brinkmann
Satellit
Sabine Brinkmann
Beginners
1. Dietmar Weill
2. Pascal Freitag
3. Horst Strehlow